Der Alte Grenadier

Hier auf Leichen muß ich sitzen
In dem wüsten Auerstädt,
Seh die Feinde näher blitzen,
Wie ihr Schwert die Preußen mäht.
Beide Füße sind zerschossen,
Sterbend mich der Sohn forttrug,
Wo mit Friederich dem Großen
Ich die wilden Feinde schlug.
Lieber Sohn, auf deinem Rücken
Würfle ich um das Geschick,
Denn ich kann mich nun nicht bücken,
Denn ich sah des Alten Blick.
Hier sollt ich gefangen werden.
Fernhin sah ich Roßbachs Feld,
Wo sie flohn wie Lämmerheerden,
Wo ein jeder Preuße Held.
Hieher mit den Grenadieren
Zog ich ganz aus freiem Stück;
Keiner weiß uns anzuführen,
Es ist aus mit unserm Glück.

Wär ich nun daheim geblieben,
Glaubte ich es keinem Freund;
Wäre ich nur todt geblieben,
Ach schon trommelt nah der Feind.
Wie die Gänse thun sie schreien,
Nein, die Flinte kriegt ihr nicht,
Alter Ruhm thät mir sie weihen,
Die mein Arm in Stücken bricht.
Auf dem Heerd das Feuer brennet,
Hat ein Geist es angemacht?
Wie es in dem Dorfe rennet,
Freiheit weht in Flammenmacht.
»Darum säe ich die Kohlen
Hier im dichten Strohe aus,
Daß uns nicht die Feinde holen,
Knabe flieh, ich zünd das Haus.«
Kommt der Knabe nicht gelaufen,
Will nicht um sich sehn, er flieht,
Die Blessirten sind in Haufen
Und sie lächeln wie es glüht,
Als die Flammen aufwärts steigen,
Tausend Seelen ziehn empor,
Und die Feinde müssen weichen
Vor dem strahlenreichen Chor
Und aus ihren Marterqualen
Brennen die Blessirten auf,
Ach wer kann den Alten mahlen,
Wie er reisig steht zum Lauf,
Und in mächtigen Gedanken
Springet ihm der Scheitel durch,
Ewger Muth bricht alle Schranken,
Ringet in die Himmelsburg.

German Poetry App

This poem and many more can also be found in the German Poetry App.