Lord Byrons letzte Liebe

Byron ist erschienen, der Kamönen
Und des Ares Zögling strahlt, ein Held,
Unter Hellas heldenmüt'gen Söhnen
Auf dem blutgedüngten Freiheitsfeld.

Und ihm schlagen aller Griechen Herzen –
Eines nicht, nach welchem er doch ringt;
Und er schafft sich unablässig Schmerzen,
Wo er selbst das Heil den Völkern bringt.

»Wie mein Volk, so will ich dich verehren!«
Mild, doch ungerührt die Jungfrau spricht:
»Magst die Krone von Byzanz begehren,
Meine Liebe nur begehre nicht!«

Eilig ward er einst zu ihr entboten,
Die der Stern ist seiner innern Nacht;
Stürmend folgt er, ahnungsvoll, dem Boten, –
Welch ein Schreckensbild vor ihm erwacht!

Starr lag, regungslos, die Schmerzenreiche,
Um ein Schwert die rechte Hand geballt;
Langsam richtet sich empor die bleiche,
Geisterartig herrliche Gestalt.

Sie beginnt: »Du sollst es jetzt erfahren:
Frühe traf ich schon der Liebe Wahl,
Gab sein Schwert auch meinem Palikaren,
Als das Vaterland es mir befahl.

Scheidend sprach ich ernst in ernster Stunde:
›Sieg nur oder Tod, das wissen wir;
Auf denn! und ein Wort aus treuem Munde:
Stirbst du unserm Volke, sterb ich dir.‹

Du nun siehst mich dem Gestorbnen sterben;
Fallend sandt er mir zurück sein Schwert;
Nimm es hin, du Dichterheld, zum Erben
Solchen Gutes bist nur du mir wert!«

Mit Entsetzen forscht er – und gelassen
Spricht sie: »Gift!« – und atmet, merklich kaum,
Und vollbracht ist's; – seine Arme fassen
Erst als Leiche seines Lebens Traum.

Byrons Züge seit der Stunde waren
Trüb und nächtlich, wie sein düstres Los;
Und er nahm das Schwert des Palikaren
Bald mit sich hinab in Grabes Schoß.

Deutsche Gedichte App

Dieses Gedicht und viele weitere findest Du auch in der Deutsche Gedichte App.