Sei stark, du meine Männin, reiche mir

Er

Sei stark, du meine Männin, reiche mir
Und weihe, sie berührend, meine Waffen;
Nicht töricht gilt's die Welt mehr umzuschaffen,
Sei stark, für Recht und Ordnung kämpfen wir.

Bricht selbstverschuldet Unheil auf ein Land,
Und krächzet mahnend links am Weg der Rabe,
Wird ihm verderblich seine Sehergabe,
Ihm gibt des Unheils Schuld der Unverstand.

Es hob sich wider mich der Toren Zunft,
Sie stürmten auf mich ein, mich zu zerreißen;
Ich, Rabe, schrie: die schwangre Zeit will kreißen! –
Nun bebt die Welt bei ihrer Niederkunft.

Das haben ja die Kinder schon gewußt,
Und jene haben doch das Wort gesprochen;
Nun ist der Tag des Blutes angebrochen;
Mit Erz umgürte sich jedwede Brust.

Wir ziehen trauernd in die Männerschlacht,
Und über Trümmer kämpfen wir und Leichen.
Fluch über sie, die uns den Ölzweig reichen
Verschmähend sahn, und Krieg uns zugebracht!

Fluch über sie! denn losgerissen stürzt
Anwachsend die Lauvin' und schafft Verderben.
Für Recht und Ordnung gilt's annoch zu sterben –
Wer weiß, wie morgen sich der Knoten schürzt?

In Zwietracht auf erkämpftem Boden mag
Sich leicht die Schar zerspalten der Genossen;
Die heut um mich den Heldenkreis geschlossen,
Sind Feinde mir vielleicht am nächsten Tag.

Ich werde stehen, wo ich soll und darf,
Und fallen, muß es sein, wo Edle starben,
Für Recht und Ordnung wehen meine Farben,
Für Recht und Ordnung ist der Tod nicht scharf.

Ich deck euch kämpfend mit dem eignen Leib,
Umarme mich noch einmal, laß das Weinen,
Bring her mir meine beiden armen Kleinen,
Und nun – – Leb wohl, du vielgeliebtes Weib.

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