Textarchiv - Otto Ernst
https://www.textarchiv.com/otto-ernst
Deutscher Dichter und Schriftsteller. Geboren am 7. Oktober 1862 in Ottensen bei Hamburg. Gestorben am 5. März 1926 in Groß-Flottbek bei Hamburg.
deGenügen
https://www.textarchiv.com/otto-ernst/genuegen
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wie trüg' ich wohl ein Fernverlangen,<br />
Da hier der Tag in Rosen blüht,<br />
Die Sonne mich erweckt mit Prangen<br />
Und mir am Abend sanft verglüht?</p>
<p>Vom Garten schon in früher Stunde<br />
Herüberträgt der Morgenwind<br />
Ein Lied aus froher Kinder Munde –<br />
Wie singt so hell mein eig'nes Kind!</p>
<p>Der Mittagsruf klingt durch die Saaten.<br />
Wie Arbeit Stirn und Hände bräunt!<br />
Es winkt, vom Werk sich zu beraten,<br />
Zum Heimweg mir ein ernster Freund.</p>
<p>Wie trüg' ich wohl ein Fernverlangen,<br />
Da du mein Rebenhaus bewohnst<br />
Und mir mit liebendem Umfangen<br />
Am Abend jede Mühe lohnst?</p>
<p>Beseligt von des Tags Geschenken,<br />
Genieß' ich sein in später Ruh'.<br />
Ein letztes, leises Überdenken –<br />
Und träumend fällt die Wimper zu. –</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/otto-ernst" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Otto Ernst</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1907</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/otto-ernst/genuegen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Genügen" class="rdf-meta element-hidden"></span>Thu, 20 Apr 2017 22:00:14 +0000admin3261 at https://www.textarchiv.comFreundliche Nähe
https://www.textarchiv.com/otto-ernst/freundliche-naehe
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Geliebter Menschen traute Nähe<br />
Ist wie der Quelle ferner Sang,<br />
Der leis herüberklingt vom Garten<br />
Den schönen Sommertag entlang,</p>
<p>Ist wie ein frischer Duft vom Walde,<br />
Den laue Winde hergeweht<br />
Und der von früh bis spät uns labend<br />
Und läuternd duch die Seele geht. –</p>
<p>Oft hör’ ich dich im Hause schalten,<br />
Geliebtes Weib; durch Tür und Wand<br />
Vernehm’ ich fernes Lachen, Singen,<br />
Und hör’ ich rauschen dein Gewand;</p>
<p>Mir ist, als fühlt’ ich deine Lippen<br />
Wie Tau auf meiner Wange ruhn:<br />
Mein Haupt umschwebt ein selig Glänzen,<br />
Und Segen ruht auf meinem Tun. –</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/otto-ernst" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Otto Ernst</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1907</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/otto-ernst/freundliche-naehe" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Freundliche Nähe" class="rdf-meta element-hidden"></span>Sun, 09 Apr 2017 22:00:11 +0000admin3260 at https://www.textarchiv.comDer Grenzlauf
https://www.textarchiv.com/otto-ernst/der-grenzlauf
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Es hatten die von Uri und die von Glarus Streit.<br />
Sie taten der Grenze willen einander Schmach und Leid.<br />
Eins mähte des andern Wiese, eins haschte des andern Kuh.<br />
Es schauten die Guten im Lande dem Hader mit Unmut zu.</p>
<p>Sie sprachen: „Es laufe von Altdorf, es laufe von Glarus ein Mann;<br />
Wo sie einander begegnen, da sei die Grenze fortan.<br />
Wenn Tag und nacht sich gleichen, beim ersten Hahnenschrei,<br />
Da sollen die beiden laufen, daß Recht und Friede sei.“</p>
<p>Nun hielten heimlich die Urner den magersten Gockel bereit,<br />
Sie ließen in fasten und darben und dachten: Wer hungert, der schreit.<br />
Es haben derweilen die Glarner den üppigsten Hahn sich erspäht,<br />
Sie mästeten ihn und meinten: Wem’s allzuwohl ist, der kräht.</p>
<p>Die Urner waren die Schlauen: Im Traum schon krähte der Hahn;<br />
Ihr Bote sprang wie die Gemse dahin die steigende Bahn.<br />
Schon glühten breiter die Gipfel in flammender Morgenfrüh’,<br />
Da gähnte der Glarner Gockel ein faules „Kükerükuh“.</p>
<p>Nun schwang der Glarner die Fersen als wie ein fliehendes Wild;<br />
Er flog wie ein Adler der Berge hinan über Fels und Gefild.<br />
Schon sieht er den andern kommen, da wird er zum schwirrenden Pfeil<br />
Ihm braust’s in den Ohren, es hämmert sein Herz in bebender Eil’.</p>
<p>Doch weh, es hatte der andre des Vorteils gar zu viel!<br />
Es hatte der Urner den Seinen erjagt ein köstlich Ziel.<br />
Da bat ihn der Glarner mit Tränen: „Daß Gott dein Herz erbarm’!<br />
Gönn’ uns noch diese Weide, mein Land und Volk ist arm.“</p>
<p>Mit Lachen rief der Sieger: „Es werde, wie du sagst,<br />
Wenn du mich auf den Schultern hinübertragen magst!“<br />
Da lud der wackre Glarner sich auf den starken Mann<br />
Und schritt mit bebenden Knieen den grünen Hang hinan.</p>
<p>Er klimmt hinan mit Zittern, ihm schwindelt und ihm graust;<br />
Er krallt in Gras und Felsen sich fest mit blutender Faust,<br />
Er beißt die Lippen blutig, daß er nicht ächzen will,<br />
Dann bricht er stumm zusammen und ist auf ewig still. –</p>
<p>Es stiegen aus beiden Landen zum Schiedsspruch die Männer herauf.<br />
Es hoben mit leuchtenden Augen die Glarner den Toten auf.<br />
Es schritten die Sieger von Uri gar langsam und stille hindann;<br />
Sie hatten die Wiese gar gerne, sie hätten lieber den Mann.</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/otto-ernst" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Otto Ernst</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1907</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/otto-ernst/der-grenzlauf" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Der Grenzlauf" class="rdf-meta element-hidden"></span>Thu, 16 Mar 2017 23:00:03 +0000admin3279 at https://www.textarchiv.comBlühendes Glück
https://www.textarchiv.com/otto-ernst/bluehendes-glueck
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Als wir für das Leben uns verbanden,<br />
Ganz in Blüte stand der Apfelbaum,<br />
Und sein weißer Schimmer floß wie Segen<br />
Über uns und dieser Stube Raum.</p>
<p>Fast zu reich war dieser Blütensegen;<br />
Denn die Früchte kamen schwer und dicht.<br />
Um uns hüpft und lacht und lärmt und jubelt<br />
Manch ein apfelwangig Angesicht.</p>
<p>Schwer hast du der Mutter Last getragen,<br />
Und vor Sorgen war ich glücklich kaum;<br />
Doch zum Trost an jedem Hochzeitstage<br />
Tausendblütig prangt der Apfelbaum.</p>
<p>Wohl, ich weiß! Es möchte kindisch scheinen,<br />
Daß wir dessen nicht schon längst gewohnt.<br />
Blüten hat man leicht am Hochzeitstage.<br />
Wenn man sich vermählt im Maienmond.</p>
<p>Traun, kein Kunststück! Jeder Narr berechnet<br />
Dieses Wunder an den Fingern dir –<br />
Und trotz alledem: ein süßes Wunder<br />
Ist es immer meinem Weib und mir,</p>
<p>Dünkt uns, wenn wir still am Fenster stehen,<br />
Wie ein Zauber, wie ein sel’ger Traum,<br />
Daß an jedem Hochzeitstage wieder,<br />
Immer wieder blüht der Apfelbaum.</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/otto-ernst" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Otto Ernst</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1907</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/otto-ernst/bluehendes-glueck" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Blühendes Glück" class="rdf-meta element-hidden"></span>Wed, 22 Feb 2017 23:00:04 +0000admin3263 at https://www.textarchiv.comWas Ortrun sprach
https://www.textarchiv.com/otto-ernst/was-ortrun-sprach
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Gib wie immer deine liebe Hand,<br />
Eh’ ich eintret’ in des Schlummers Land.<br />
Sollst im Dunkel mir zur Seite stehen,<br />
Mit mir durch des Traumes Garten gehen.</p>
<p>Sieh, das ist das Süßeste vom Tag,<br />
Daß ich deine Hand noch fassen mag,<br />
Wenn des Tages Ängste von mir sinken<br />
Und des Schlummers milde Schatten winken.</p>
<p>„Meine Zuflucht“, klingt in mir ein Wort,<br />
„Meine Zuflucht“, klingt es immerfort.<br />
Alle, die dich lieben, die dich hassen,<br />
Endlich müssen sie dich mir nun lassen.</p>
<p>Deine Hand nur fühl’ ich noch allein;<br />
Alles andre mag verloren sein.<br />
Ach, in mancher Nacht war mir’s verliehen,<br />
Dich im Traum mit mir hinwegzuziehen:</p>
<p>Auf den Lippen noch ein Wort vom Tag –<br />
Leise dann des Traumes Flügelschlag –:<br />
Schon mit dir in schweigendem Umschlingen<br />
Hört’ ich ewig-stumme Sterne singen.</p>
<p>Und in fernen Himmeln noch empfand<br />
Ich den leisen Druck der teuren Hand,<br />
Wie ein volles, heiliges Umfassen:<br />
„Schreite fest, ich will dich nicht verlassen.“</p>
<p>Soll mir deine Hand erhalten sein,<br />
Tret’ ich gern in jedes Dunkel ein;<br />
Muß es doch nach allen Schrecken bringen<br />
Einen Traum, in dem die Sterne singen. –</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/otto-ernst" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Otto Ernst</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1907</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/otto-ernst/was-ortrun-sprach" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Was Ortrun sprach" class="rdf-meta element-hidden"></span>Thu, 16 Feb 2017 23:00:03 +0000admin3255 at https://www.textarchiv.comDer Gekrönte
https://www.textarchiv.com/otto-ernst/der-gekroente
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Von eines kunstgeweihten Tempels Stufen<br />
Stieg er herab: der Sieger im Gesang.<br />
Im abendlichen Dunkel dicht gedrängt,<br />
In langen Reihen harrte sein die Menge.<br />
Wohin er lächelnd schritt, da brandete,<br />
Brausend im Anprall, die Begeisterung;<br />
Der Fackeln Glut umflog die hohe Stirn<br />
Ganz wie das düst’re Flackerlicht des Ruhms.<br />
Und mit ihm ging die Woge ihres Zurufs<br />
Und trug ihn wie auf holdbewegter Flut.<br />
Erstiegen war der Gipfel – und vergessen<br />
War das verschwiegene Elend langer Jahre,<br />
Sein nie belohntes Ringen um den Preis,<br />
Der Massen Stumpfsinn, Niedertracht und Hohn.<br />
Des Volkes Gunst erhob ihn über alle<br />
Und trug ihn nun gewiß zum sich’ren Hafen.</p>
<p>Und wie er dankend, lächelnd schritt dahin,<br />
Hört’ er Gelächter neben sich – Gelächter ...<br />
Hört’ er dergleichen nicht in frühern Tagen?<br />
Und einen Mann erblickt’ er bald, bedrängt<br />
Von einer Schar von Spöttern. Und sie riefen:<br />
„He, Freundchen, schau: so sieht ein Dichter aus!<br />
Betracht ihn recht! Allein, wie ist mir denn?<br />
Du bist ja auch ein ‚Dichter‘! Wenigstens<br />
Glaubst du es selbst! Ja willst du denn dem Sieger<br />
Nicht deinen Gruß entbieten? Nicht die Hand<br />
Ihm reichen als – Kollege? Hahahaaa!“<br />
Und lauter scholl das Lachen.<br />
Der Geschmähte<br />
Sah fern ins Dunkel, bleich bis in die Lippen;<br />
Die Seele war noch jung genug zum Schmerz.</p>
<p>Der Sieger kannte nicht den so Verhöhnten,<br />
Nicht seines Liedes Kraft. Allein er kannte<br />
Vortrefflich Stimm’ und Antlitz jener Edlen.<br />
Das waren ganz dieselben breiten Fratzen,<br />
Die in den Morgen seines jungen Glaubens<br />
Hineingegrinst, dieselben Stimmen waren's,<br />
Die ihm das reine, adlerfrohe Herz<br />
Mit Geifer überströmt. Der Pöbel war es,<br />
Der ungeheure, der nicht Götter hat,<br />
Nein Götzen nur, Idole, selbstgemachte,<br />
Und der nach vornen nicht kann beten, ohne<br />
Mit Eselshufen hinten auszuschlagen.<br />
Der Seele Gleichgewicht verlangt es so.<br />
Und sah es überall nicht gleiche Züge?<br />
Auch hier – und hier? Und solch Gesindel pries ihn<br />
Und hob ihn jauchzend himmelhoch empor –</p>
<p>Da griff in des Gekrönten Herz das Heimweh<br />
Nach seines Kummers reinen, stolzen Tagen,<br />
Heimweh nach tiefer Nächte heiligen Schatten,<br />
Nach ihrer Stimmen, ihrer Sterne Gruß;<br />
Heimweh nach seines Glaubens Morgenröten,<br />
Nach hohen Festen seiner Einsamkeit,<br />
Nach jener Jünglingsträne, die nicht fließt,<br />
Weil sie des Auges Glut zu rasch verzehrt,<br />
Heimweh nach bitt’rem Jubel, trotziger Lust,<br />
Nach reicher Not und königlicher Schmach.<br />
Und Heimweh zog sein Herz zu seinen Brüdern,<br />
Die er verlassen, die in Staub und Hunger,<br />
Verhöhnt, verfolgt, in dunkler Tiefe keuchten,<br />
Indessen er auf freier Höhe stand ...</p>
<p>Ausstreckt’ er weit die Hand, daß der Verhöhnte<br />
Sie jäh ergriff mit dankbewegter Hast. – –</p>
<p>Wem hohe Kraft die Schöpferseele füllt<br />
– Trägt auch der Menge Gunst ihn bis ans Ende –<br />
An seiner Frühe Leiden hängt sein Herz;<br />
Bei den Verschmähten ist sein Heimatland.</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/otto-ernst" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Otto Ernst</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1907</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/otto-ernst/der-gekroente" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Der Gekrönte" class="rdf-meta element-hidden"></span>Sun, 12 Feb 2017 23:00:10 +0000admin2874 at https://www.textarchiv.comEin Freudentag
https://www.textarchiv.com/otto-ernst/ein-freudentag
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Jaja, ich hab’ mir ’ne Pfeife gekauft,<br />
Eine Tabakspfeife von Ton!<br />
Ja, Weibchen, ja: der „Ökonomie“<br />
Und aller Vernunft zum Hohn!</p>
<p>Haha, ich hab’ mir ’ne Pfeife gekauft,<br />
Eine stattliche Pfeife von Ton,<br />
Wie sie Mynheer van Holland raucht,<br />
Der reiche Zuckerbaron!</p>
<p>Ja lache nur, Weib, du hast ganz recht:<br />
Ich rauch’ überhaupt keine Pfeif’;<br />
Doch weil ich so überglücklich war,<br />
So mußt’ ich sie kaufen: begreif’!</p>
<p>Daß unser Junge nun wieder gesund,<br />
Das machte mich wunderfroh.<br />
Und bin ich vergnügt, so kauf’ ich was,<br />
Ganz einerlei was und wo.</p>
<p>Und bin ich vergnügt, so verschwend’ ich was,<br />
Leichtsinnig, wie ich nun bin.<br />
So bin ich geboren, so sterb’ ich einst,<br />
So leb’ ich inzwischen dahin.</p>
<p>Und siehst du: so hab’ ich die Pfeife gekauft;<br />
Ist sie nicht schön und lang?<br />
Ich gab, bei Gott! eine Mark dafür,<br />
Ein Markstück rund und blank.</p>
<p>Die Pfeif’ in der Hand, so schlendert’ ich hin<br />
Und sang und summte beglückt.<br />
Die Spießer glotzten und stießen sich an<br />
Und grinsten: „Der ist verrückt.“</p>
<p>Und wenn du, mein Liebchen, dasselbe meinst,<br />
Ich stell’ es dir gänzlich frei.<br />
Ich hab’ meine Pfeife von feinstem Ton;<br />
Da, Junge, schmeiß’ sie entzwei!</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/otto-ernst" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Otto Ernst</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1907</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/otto-ernst/ein-freudentag" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Ein Freudentag" class="rdf-meta element-hidden"></span>Mon, 06 Feb 2017 23:00:04 +0000admin3273 at https://www.textarchiv.comJäher Zweifel
https://www.textarchiv.com/otto-ernst/jaeher-zweifel
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wo sich Weidenlaub zum Dache bog<br />
Und durch Nacht ein stilles Wasser zog,<br />
Trieb ich lange schon den müden Kahn,<br />
Meiner Sorge schweigend untertan.</p>
<p>Meine Ruder taucht’ ich in die Nacht –<br />
Ob mir nie ein freundlich Ufer lacht?<br />
Plötzlich Laub und Dunkel aufgetan,<br />
Und ich schwamm auf lichtbeglänzter Bahn:</p>
<p>Aus des Ufers dunklem Wiesengrund<br />
Prallte blendend weiß ein Säulenrund;<br />
Laut davor in weh’ndem Fackelglanz<br />
Schwang bekränzte Jugend sich im Tanz.</p>
<p>Lachen schallte, und die Zither klang;<br />
Über Blumen wiegte sich Gesang –<br />
Dank und Jubel mir im Herzen quoll;<br />
An die Ruder griff ich freudevoll – –</p>
<p>Da – bevor ich noch den Kahn gewandt,<br />
Hielt ein andres Bild mich festgebannt:<br />
Spiel und Tanz auch drunten in der Flut,<br />
Marmorblinken auch und Rosenglut.</p>
<p>Aber drunten in geheimen Glanz<br />
Lautlos alles – stumm – ein Schattentanz.<br />
Nah dem Glück, das mich empfangen will,<br />
Steht mein Herz in bangem Zweifel still.</p>
<p>Welches ist das Ziel, das mir ersehn,<br />
Und wo wird sich’s seliger ergehn:<br />
Droben, wo die helle Zither klingt?<br />
Drunten, wo sich stumm der Reigen schlingt?</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/otto-ernst" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Otto Ernst</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1907</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/otto-ernst/jaeher-zweifel" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Jäher Zweifel" class="rdf-meta element-hidden"></span>Sun, 22 Jan 2017 23:00:03 +0000admin2886 at https://www.textarchiv.comTrügender Strahl
https://www.textarchiv.com/otto-ernst/truegender-strahl
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Freundlicher Gefährte später Stunden,<br />
Kleiner Vogel, warum singst du nun?<br />
Nacht und Schlaf hat längst die Welt umwunden.<br />
Ließ die späte Lampe dich nicht ruhn?</p>
<p>Durch des Käfigs Hüllen wohl verirrte<br />
Sich ein Strahl, der dir ins Auge drang,<br />
Und dein helles Stimmlein klang und schwirrte –<br />
Armer Freund! Der Morgen säumt noch lang.</p>
<p>Auch mein Mut erhob im Traum die Schwingen –<br />
Aber Nacht umhüllt’ mich schwer und dicht.<br />
Und mein Herz begann von selbst zu klingen – !<br />
Welchem Licht es sang – ich weiß es nicht.</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/otto-ernst" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Otto Ernst</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1907</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/otto-ernst/truegender-strahl" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Trügender Strahl" class="rdf-meta element-hidden"></span>Wed, 11 Jan 2017 23:00:11 +0000admin2876 at https://www.textarchiv.comRuhe des Herzens
https://www.textarchiv.com/otto-ernst/ruhe-des-herzens
<div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wie heimlich glüht ein Bild<br />
Aus langer Dämm’rung:<br />
Ein Sommerabend war’s<br />
Im Heimatdorfe;<br />
Noch lag ein Sonnenhauch<br />
Auf Dach und Giebeln,<br />
Und hell stand schon der Mond<br />
In leerer Straße.<br />
Der Nachbar sprach ein Wort<br />
Von Tau und Regen,<br />
Er sprach zu seinem Weib<br />
Drin in der Kammer;<br />
Er zog das Fenster an,<br />
Es klang der Riegel;<br />
Ein erstes Sternlein trat<br />
Aus lichtem Dunkel.<br />
Aus fernen Gärten klang<br />
Ein Mädchenlachen;<br />
Ein letzter Nachhall dann<br />
Und letzte Stille.<br />
Und all die Sommerwelt<br />
Ging wie ein Atem<br />
Geruhig ein und aus<br />
Durch meine Lippen. –</p>
<p>Nun weiß ich’s, da mein Haar<br />
Beginnt zu bleichen:<br />
Was damals ich geatmet, war<br />
Das Glück.</p>
</div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/otto-ernst" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Otto Ernst</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1907</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/otto-ernst/ruhe-des-herzens" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Ruhe des Herzens" class="rdf-meta element-hidden"></span>Fri, 30 Dec 2016 23:47:29 +0000admin2888 at https://www.textarchiv.com