Die Hexe

Grossmutter fuhr zum Schlot hinaus;
Wie spornte sie ihren Besen!
Nun treibt allein im dunkeln Haus
Das schlimmere Hexlein sein Wesen.
Sie sitzt an des Herdes züngelnder Glut
Und plaudert mit ihren Raben,
In goldiger Ringellocken Flut
Das Rosengesicht vergraben.

Dem Büttel hat sie es angethan,
Den Richter hat sie gefangen,
Behext den Küster und den Kaplan;
Nun trägt sie nach mir Verlangen.
O Mädel, lass ab; ich rate dir gut,
Lass ab, mich zu bethören;
Sonst brech ich den lachenden Uebermut;
Auch ich kann Zauber beschwören.

Ich kenne Sprüche, davon dein Herz
In seinen Tiefen sich wendet,
Davon, was du begonnen im Scherz,
In bitt’ren Schmerzen sich endet.
Ich weiss Gesänge, deren Kraft
Wirft dich zu meinen Füssen;
Dann musst du mit Thränen der Leidenschaft
Das Lächeln der Lüge büssen.

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