Sehnsucht

Drohende Wetter verdunkeln des Himmels Glanz,
Wolken verschleyern des Sternengewimmels Tanz,
Meer, wie du brausest!
Sturm, wie du sausest!
Blitz, wie so eilig dein Zackenstrahl niederwallt,
Donner, wie gräßlich dein Schreckenston wiederhallt!
Sehnsucht, du wilde, o giebst du mir nimmer Ruh?
Hoffnung, du irre, wo lockt mich dein Schimmer zu?
Ach, in den Stürmen

Muß ich mich schirmen.
Für mich die Ruhe, die lächelnde, weilet dort.
Brüllt denn, ihr Donner, ihr Winde, o heulet fort!
Könnt’ ich, ihr Wogen, mit euch doch mich thürmen auf,
Könnt’ ich zur gähnenden Tiefe mich stürmen drauf.

Wolken dort oben,
Könnt’ ich doch toben,
Könnt’ ich wie ihr doch verblitzen des Herzens Gluth,
Könnt’ ich im Donner vertosen des Schmerzens Wuth.
Doch ach! die Sehnsucht, sie suchet vergebens Raum,
Und so durchirr’ ich beängstet des Lebens Traum,
Sinke und steige,
Glühe und schweige;
Daseyn, du dunkle, du freundliche Dichtung du,
Sehnsucht, sie treibt dich der grausen Vernichtung zu.

Tod, o du schöner, du schrecklicher, fasse mich,
Sträubend, doch seelig verglühend erblasse ich!
Auf von den Ketten
Mich zu erretten,
Lieblicher Freude Glanz mir in der Ferne glüht,
Wenn frey die Seele von Sterne zu Sterne flieht.

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